Shandor

Der Tag, an dem Shandor ging…

† 21.06.10

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shandor-1Sonntagabend war eine Mitarbeiterin bis 21:00 Uhr noch im Tierheim. Das Rudel war unauffällig und bekam noch Leckerlis. Auch Shandor kam an den Zaun und ergatterte sich etwas. Er war alt geworden, doch trotz seiner Blindheit und Schwerhörigkeit wusste er genau, wann es am Zaun etwas Gutes für ihn gab. Sein Alter wurde auf ca. 15 Jahre geschätzt.
Als am Montagmorgen die Mitarbeiter kamen, lag er schon in seinem Todeskampf, kam nicht mehr hoch, kämpfte darum, sich irgendwie vorwärts zu bewegen. Leider konnte kein Tierarzt kommen, um ihn zu erlösen. Trotz seines elenden Zustandes bemerkte er, wenn man versuchte, sich ihm zu nähern. Wir bewahrten respektvollen Abstand.

 

 

shandor-2Wir weinten, nicht nur, weil wussten, dass wir ihn gehen lassen müssen, sondern weil wir seine Qualen mit erlebten. Als die Schnappatmung einsetzte, ging eine Mitarbeiterin zu ihm, hielt Abstand, bis es vorbei war und streichelte ihn. Er war aufgedunsen, hatte sich vor Schmerzen noch Fell aus der Flanke gerissen. Seine Todesursache werden wir nie geklärt wissen.
Das Rudel ging während seines Todeskampfes abwechselnd zu ihm, leckte kurz seine Schnauze, sie wedelten welpenhaft und ließen ihn in Ruhe sterben. Als Shandor tot war, ließen wir ihn im Gehege liegen, bis wir das Gefühl hatten, dass sich alle Rudelmitglieder verabschiedet hatten. Als wir ihn beerdigt haben, in einem Beet direkt neben seinem Rudel, lagen alle 13 zusammen an einem Platz – das hatten wir auch noch nicht erlebt.

shandor-3Shandor hatte im vergangenen Jahr und auch in diesem Jahr ein vestibuläres Syndrom. Im Volksmund spricht man vom Schlaganfall beim Hund. Dank guter und kompetenter Therapie erholte er sich beide Male davon. In dieser Phase benahm sich das Rudel ganz anders: sie hielten richtig abwechselnd Wache. Zwei Rudelmitglieder saßen links und rechts von ihm wie die Sphinx, als wollten sie dafür sorgen, dass er die nötige Ruhe zur Erholung bekam. Aber leider ist für jeden einmal der Abschied gekommen.
Wir vermissen ihn schmerzlich, unseren Wolf. Soviel Freiheit und Respekt, den er ironischer Weise in seiner Gefangenschaft ausstrahlte, hat so manchen Menschen ins Grübeln gebracht. Es ist uns eine Ehre gewesen, ihn bei uns gehabt und kennen gelernt haben zu dürfen. Wir danken dir, Shandor, und hoffen, dass dich dein Gang über die Regenbogenbrücke in die ersehnte Freiheit geführt hat.

Alles Liebe von deinem Tierheimteam

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